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Verschwörungstheorie D-Mark 2.0
Hat die Menschheit eine Zukunft?,

Am Anfang ist es nur Gerede, dann wächst es sich zu wilden Theorien aus, dann die ersten Voraussagungen. Am Ende doch nur eine Ente?

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Im Internet kursieren seit Monaten die wildesten Geschichten über den Tod der europäischen Gemeinschaftswährung und die Auferstehung der D-Mark.

Marksuhl/Erfurt. Wenn die Pläne der Bundesregierung geheim geblieben wären. Wenn der französische Präsident Nicolas Sarkozy nicht massiven Druck auf Angela Merkel ausgeübt hätte.

 

Wenn sich die Kanzlerin und sich Deutsche Bank-Chef, Josef Ackermann, nicht lautstark gestritten hätten - tja, dann würden die Deutschen seit Mai wieder mit Mark zahlen und der Euro wäre Geschichte. So schildert es der selbsternannte österreichische Finanzexperte Walter K. Eichelburg. "Alles war vorbereitet, die D-Mark wurde bereits gedruckt. Deutschland wollte am 16. Mai die Eurozone verlassen", so Eichelburg gegenüber unserer Zeitung. Dadurch hätte die Bundesrepublik die Notbremse gezogen, da im Falle eines Finanzkollaps Deutschland laut Eichelburg für alle europäischen Schulden haften müsse. Der Österreicher beruft sich auf interne Informationen aus Banken- und Regierungskreisen, die er regelmäßig in seinem Internet-Blog veröffentlicht. Eichelburg ist nicht der einzige vermeintliche Experte, der die Rückkehr der D-Mark voraussagt. Als die Eisenacher Lokalausgabe unserer Zeitung am 19. Dezember des vergangenen Jahres den größten Auftrag der Marksuhler Firma Ruhlamat verkündete, war das für die Verschwörungstheoretiker das erste Zeichen für die Rückkehr der D-Mark. Während sich die Chefetage bei Ruhlamat noch über das Auftragsvolumen von sechs Millionen Euro freute und die Belegschaft über sichere Arbeitsplätze, rätselten im Internet die selbsternannten Finanzexperten über das, was Ruhlamat liefern sollte: 14 Banknoten-Bearbeitungsanlagen waren bei den Thüringern von einer süddeutschen Firma geordert worden. Nach dem Prinzip der stillen Post wurden im Internet aus Banknoten-Bearbeitungsanlagen sehr schnell Gelddruckmaschinen, die zunächst neue Euro-Noten drucken sollten, da Europa kurz vor einer Hyper-Inflation stehen würde. Für einige Verschwörungstheoretiker aber war selbst diese Überlegung noch zu simpel. Da Ruhlamat auch Lösungen für sichere Chipkarten entwickelt, wurden die Theorien im Netz immer komplexer: Wenn die Europäische Zentralbank massenhaft Euros in Umlauf bringen will, dann werde man die neuen Scheine mit Computerchips ausstatten. Schließlich wird das Geld in naher Zukunft täglich an Wert verlieren. Mit dem Chip ließe sich der aktuelle Geldwert elektronisch anpassen und man bräuchte keine Scheine mit zig Nullen drucken - genial einfach, einfach genial.

Schließlich kam der Internetgemeinde in den Sinn, dass nach dem wertlosen Euro eine Nachfolger-Währung her muss und auch hierfür wären die 14 Maschinen aus Marksuhl perfekt geeignet. "Anfang Dezember hatte unsere Firma 5000 Treffer bei Google, zwei Tage nachdem der Artikel in der TA erschienen ist, waren es knapp 20.000", sagt Ruhlamat-Vertriebsleiter Berthold Klever. Normalerweise genieße man als Maschinenbauer wenig Aufmerksamkeit, aber die Lieferung nach Süddeutschland habe laut Klever eine ziemlich atemberaubende Welle losgetreten. "Die Medien riefen an, Verbraucher wollten wissen, wann die D-Mark wieder kommt. Und einige Anrufer fragten uns, ob wir ihnen ein Angebot für eine Gelddruckmaschine machen könnten", erläutert der Ruhlamat-Vertriebsleiter. So komplex und interessant sich einige Theorien im Internet auch lesen die tatsächliche Aufgabe der 14 Maschinen aus Marksuhl ist so simpel wie unspektakulär. "Mit den Maschinen werden gebrauchte Euro-Noten in Italien verpackt. Mit Gelddruck hat das nichts zu tun", versichert Berthold Klever. In regelmäßigen Abständen sei es nötig, dass die Banken gebrauchte Scheine einsammeln und auf Schäden oder Fälschungen prüfen. Walter K. Eichelburg lässt sich trotzdem nicht von seinem Kurs abbringen: "Die Euro-Länder haben sich insgeheim geeinigt, dass Deutschland nicht alleine aussteigt. Frankreich, Italien und die Niederlande ziehen nach." Der österreichische Geldexperte empfiehlt den Menschen, in Gold und Silber zu investieren. Wer sich die Internetpräsenz von Eichelburg ansieht, weiß auch sofort warum: Der Betrachter wird von Anzeigen rund um den An- und Verkauf von Edelmetallen förmlich erschlagen.

Christian Greis / 29.06.10 / TA


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