Die niederländische Bibelforscherin Van Wolde kommt bei einer neuen Analyse der Schöpfungsgeschichte zu einem Schluss, der die Kreationisten wenig freuen dürfte: Ihrer Ansicht nach wurde Gott in der Bibel ursprünglich keineswegs als Weltenschöpfer dargestellt - sie glaubt, dass es sich bei dieser Version um einen über Jahrhunderte hinweg tradierten Übersetzungsfehler handelt.
Bild von DaKe |
Es sind die kleinen unscheinbaren Mitteilungen an die Welt, die wichtig werden könnten. Diese Information gab es schon 2009, dennoch hab ich sie bis heute nirgends vernommen. Hat man Ihnen davon erzählt? Ich glaube nicht, dass man dies gerne tun wird, weil hierin schon wieder eine Gradwanderung begeht, wer dies veröffentlicht. Nun ich glaube auch etwas, dass der Mensch sehr gerne an Fehlern festhält.
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Van Wolde hat den hebräischen Text untersucht und fand heraus, dass das hebräische Verb "bara", wie es in der Schöpfungsgeschichte verwendet wird, nicht für "(er)schaffen", sondern vielmehr für "teilen/scheiden" steht, was außer im ersten Satz auch so übersetzt ist. ("Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht." Da Gott teilt, erschafft er meist gleichzeitig zwei entgegengesetzte Dinge (Himmel/Erde, Licht/Finsternis, Mann/Frau etc.)
Nach diesem Verständnis wäre die Ursubstanz des Universums schon gleichzeitig mit Gott und vor der Schöpfung vorhanden gewesen. Der Akt des Schöpfens wäre dann lediglich das Teilen dieser Ursubstanz in manifeste Formen.
Was zunächst wie Haarspalterei klingen mag, hat philosophisch gesehen weitreichende Konsequenzen: Theologisch würde es bedeuten, dass die Vorstellung von einem Gott, der aus dem Nichts erschafft, falsch ist - ein zentraler Punkt für viele Christen. Auch würde die Schöpfung nicht mehr zwingend der Beginn der Zeit sein. Ein Sprecher der Radboud University sagte in diesem Zusammenhang: „Die neue Interpretation erschüttert die Schöpfungsgeschichte, wie wir sie kennen in ihren Grundfesten."
Zweitens würde die christliche Schöpfungsgeschichte durch die neue Übersetzung mit vielen anderen Schöpfungsmythen übereinstimmen. Diese beschreiben zumeist, es habe schon vor der Schöpfung eine Ursubstanz gegeben - meist wird diese als "Ozean" beschrieben, in dem teilweise sogar schon Leben ("Ungeheuer") vorhanden sind.
Van Wolde liegt sicherlich nicht falsch mit der Ansicht, dass ihr eine "heftige Debatte" bevorsteht. Sie ist sich aber sicher: "Die traditionelle Vorstellung der Schöpfung ist vor diesem Hintergrund so nicht länger haltbar."
Dies wird sicherlich nicht der letzte Übersetzungsfehler sein, der entdeckt wird. Schon früher haben Bibelforscher nachgewiesen, dass beispielsweise die Legende der jungfräulichen Empfängnis auf einen simplen Übersetzungsfehler zurückgeht, der aus "junge Frau" eine "Jungfrau" machte.
Quellen : http://www.sein.de/news/2009/oktober/uebersetzungsfehler-gott-ist-nicht-der-schoepfer.html