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Die Kupferrollen von Qumran
Die Welt wie sie war,

Uralte hebräische Schriftrollen, die im Jahre 1947 von einem Beduinenjungen entdeckt wurden, haben während des vergangenen halben Jahrhunderts in der Öffentlichkeit Begeisterung, aber auch das ernsthafte Interesse der Forscher entfacht.

Foto: von Blömken

Wissenschaftler glauben heute, dass diese Kupferrollen Hinweise auf Schätze und Heiligtümer des zweiten Tempels Israels darstellen und dessen Aufenthaltsort angeben. Die Frage ist nur, wo befinden sich diese Schätze heute? Um dieses Rätsel zu lösen, hat der History Channel, Josh Bernstein in die Höhlen rund um Qumran geschickt. Der Forscher und Abenteurer zögert nicht, seine eigene Kupferrolle herzustellen und setzt sogar ein Radar zur Untersuchen des Untergrundes ein. Dabei stößt er auch in Höhlen vor, die viele Meter unter der Erde erst vor kurzer Zeit entdeckt wurden. Möglicherweise verraten die Kupferschriftrollen sogar, wo die heilige Bundeslade der Juden versteckt ist.

 

In diesen Schriftrollen vom Toten Meer über die Geschichte der Zeitspanne des Zweiten Tempels (520 v. Chr.-70 n. Chr.) enthüllen, vornehmlich vom 2. vorchristlichen Jahrhundert an bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahre 70 n. Chr. - während einer Zeit kritischer Entwicklungen in der Kristallisierung der monotheistischen Religionen.

Die Judäische Wüste, eine für ihre Trockenheit bekannte Region, brachte trotz aller Vorurteile einen präzedenzlosen Schatz zum Vorschein. Der junge Beduinenhirt war sich sicherlich nicht der Macht des Schicksals bewußt, als er bei seiner harmlosen Suche nach einer verirrten Ziege, die ihn in die unzugängliche Höhle lockte, die hebräischen Schriftrollen fand. Eine Entdeckung führte zur anderen: schließlich wurden elf Höhlen entdeckt, die Schriftrollen enthielten und eine ehemalige Siedlung. Seit 1947 wurde das Gebiet dieser Entdeckungen - die Region von Qumran (die Wüstenebene und die angrenzenden Berghänge) sowie der Siedlungspunkt Quruan immer wieder durchkämmt. Kein Stein der Wüste blieb unberührt, keine Lichtung entzog sich der Begutachtung. Die Siedlung Qumran wurde ausführlich ausgegraben.
Der erste Krug, den Beduinen in der Judäischen Wüste fanden, enthielt sieben große Schriftrollen, deren Ursprung die Höhle Nr.1 war. Die ungewöhnlichen Umstände des Fundes, kurz vor Ausbruch des Israelischen Unabhängigkeitskrieges, behinderten die anfänglichen Verhandlungen um den Kauf sämtlicher Schriftrollen. Kurz vor Gründung des Staates Israel erwarb Prof. E.L. Sukenik von der Hebräischen Universität insgeheim drei dieser Rollen von einem christlich-arabischen Antiquitätenhändler in Bethlehem. Die übrigen vier Rollen gelangten in den Besitz von Mar Athanasius Yeshua Samuel, Metropolit des syrischen Jakobiten-Klosters St. Markus in Jerusalem. 1949 flog er mit den Schriftrollen in die USA, doch sollten fünf Jahre verstreichen, bis der Prälat einen Käufer für seine Schriftrollen fand.
Am 1. Juni 1954 veröffentlichte Mar Samuel ein Inserat im Wall Street Journal, in dem ,,die vier Schriftrollen vom Toten Meer" zum Kauf angeboten wurden. Jemand machte Yigael Yadin, Sohn von Prof Sukenik, auf das Inserat aufmerksam. Yadin hatte gerade sein Amt als Generalstabschef der Israelischen Armee niedergelegt und sich seinem ursprünglichen Beruf, der Archäologie,
zugewandt. Mit Hilfe von Zwischenhändlern wurden die vier Schriftrollen des Mar Samuel zum Preis von 250,000 Dollar erworben. So kam es, daß die Schriftrollen, die dem Vater Yadins wegen des Krieges entwichen waren, nun dem Sohn zur Verfügung standen. Einen Teil des Kaufpreises trug D.S. Gottesman, ein New Yorker Philantrop, bei. Seine Erben finanzierten den Bau des Schreines des Buches im Israel Museum in Jerusalem, wo diese einzigartigen Manuskripte jetzt ausgestellt sind.
Die sieben Schriftrollen aus der Höhle Nr.1, die die Besucher des Museums im Schrein des Buches sehen können, sind Jesaja 1, Jesaja 2, der Kommentar des Habakkuk, die Schriftrolle der Danksagung, der Kodex der Gemeinde (oder das Handbuch der Disziplin), die Kriegsregel (für den Krieg der Söhne des Lichtes gegen die Söhne der Finsternis) und die Apographen der Genesis, letztere in Aramäisch abgefaßt. Diese sieben großen Schriftrollen sind seither entziffert und veröffentlicht worden.

Die Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer löste eine heftige Kontroverse in Gelehrtenkreisen in bezug auf ihr Alter und die Identität der Gemeinde aus, die Qumran besiedelte. Nachdem Prof. Sukenik ursprünglich das Alter der Schriftrollen auf die Zeitspanne des 2. Tempels festgelegt hatte, erkannte er ihre besondere Bedeutung und vertrat, die nun bereits von vielen akzeptierte Theorie, daß es sich um die Überreste der Bibliothek der Essener handelt. Doch als er diese Theorie damals vorbrachte, stieß er auf heftigen Widerstand zahlreicher Wissenschaftler, die das hohe Alter und die Authentizität der Texte anzweifelten.
In Gelehrtenkreisen erinnert man sich in diesem Zusammenhang an den sogenannten Shapira-Zwischenfall aus dem Jahre 1883: M. Shapira war ein Jerusalemer Antiquitätenhändler, der die Entdeckung uralter Texte der Deuteronomie (des 5. Buches Mose) ankündigte. Seine Texte, die angeblich auf 15 Lederstreifen aufgezeichnet waren, verursachten in Europa große Aufregung und wurden sogar im Britischen Museum ausgestellt. Kurz danach prangerten führende europäische Gelehrte der damaligen Zeit die Schriften als Fälschungen an.
Heute berufen sich die Gelehrten in ihrer Anschauung, bezüglich der Zeitspanne und des Hintergrunds der Schriftrollen vom Toten Meer auf historische, paläographische und linguistische Zeugnisse, die auch durch chemische Kohletests erhärtet wurden. Einige der Manuskripte wurden im 3. vorchristlichen Jahrhundert verfaßt und kopiert.
Aber der Großteil des Materials, vornehmlich die Texte, die sich auf die Sekten-Gemeinde bezogen, sind Originale oder Kopien aus dem 1. vorchristlichen Jahrhundert. Eine Anzahl von Texten entstammt viel späteren Zeitspannen her, beispielsweise aus der Zeit, unmittelbar vor der Zerstörung des Fundorts im Jahre 68 n.chr. durch die römischen Legionen.


Quelle: Ada Yardeni

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